Titel: Die siebte Stunde
Autor: Elisabeth Herrmann
Verlag: Goldmann
Seiten: 448 S.
Serie: Joachim Vernau #2
ISBN: 978-3442484706
Challenge: /
im Angebot von Skoobe: ja
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Inhalt:
Ein teuflisches Spiel, ein rätselhafter Selbstmord und ein quälendes Geheimnis: Als Joachim Vernau die Möglichkeit bekommt, an einer Berliner Privatschule zu unterrichten, begegnen ihm die Schüler voller Feindseligkeit. Sie leben in einer ganz eigenen Welt, sind fasziniert von dunklen Ritualen und haben sich einem mysteriöses Rollenspiel verschrieben. Vernau ahnt zunächst nicht, dass sie sich in gefährlichen Gefilden bewegen – doch als er herausfindet, was hinter dem Schweigen der Schüler steckt, ist es schon fast zu spät ...
Meinung:
Ich habe eine Schwäche für Schul-Internats-Irrenanstalts Plots. Und für ein dunkles, okkultes Setting. Ich hab die Beschreibung von die siebte Stunde gelesen und wusste sofort: Das Buch liest du jetzt!
Die siebte Stunde war mein erster Roman von Elisabeth Herrmann und es ist der zweite Teil der Reihe um Joachim Vernau, beim lesen stört das sogut wie nicht. Man kann das Buch also auch problemlos ohne Vorkentnisse lesen.
Die siebte Stunde war alles in allem ein gutes Buch, aber es hatte seine Schwächen, weshalb ich ihm keine volle Punktzahl geben kann. Es beginnt gut, mit einer Rückblende in eine Irrenanstalt und gleich kommt so ein wohlig gruseliges Gefühl auf, das ich so mag.
Danach springt die Handlung ins 21 Jahrhundert und werden in die Welt von Geheimnissen, schwarzen Königinnen, LARP und Privatschulen hineingezogen.
Wie gesagt, ich mag solche Settings. Privatschulen/Internate, das hat eine ganz eigene, sehr elitäre Stimmung und man merkt, wie es unter der ach so tollen Fassade der reichen Leute brodelt und kocht. Es tun sich Abgründe auf und es gibt Mord und Totschlag.
Dazu gibt es noch einen kleinen Einblick in die Welt der LARP Rollenspiele. Das war ganz unterhaltsam, aber auch ... sehr oberflächlich angekratzt.
Der Plotteil um die schwarze Königin war wirklich großartig.
Dem entgegen stehen allerdings ein paar Probleme und über die kann ich einfach nicht hinwegsehen.
Da wären zum einen gewisse Sub-Plots.
Vorallem der um die Mutter der Protagonistin. Ich weiß ja, dass Autoren - Krimiautoren allen voran - solche Sub-Plots brauchen, um den Ermittler menschlich zu machen. Aber der Plotteil mit Joachims Mutter hat mich tierisch genervt. Ich fühlte mich wie im ZDF-Rentner-TV weil alles so übertrieben und auf gewollt lustig getrimmt war. Auch der Teil mit seiner Partnerin Marie-Luise die sich Hals über Kopf in einen halbsaidenen polnischen Automechaniker verguckt hat ... na ja.
Sobald die Geschichte von der schwarzen Königin hin zu diesen privaten Zeug wechselte, war ich genervt.
Es gab noch einen Plotteil über eine Hauptschule und Migranten und den fand ich grenzwertig. Sami - ein Hauptschüler und Nebencharakter - erfüllt mit seinem Plotbeitrag einfach mal 100% aller Klischees, die man sich vorstellen kann. Inklusive eines Kellerlochs voller gestohlener Flachbildschirme, Ghettosprache und Klappmesser. Als sich der Protagonist dann auch noch mit einer Diebesbande aus den Maghreb mehr oder minder arrangiert/verbrüdert war für mich dann der Kanal voll.
Man kann sich gern mit dem Milleu auseinandersetzen, aber man sollte dabei nicht bis zum Ellbogen ins Klischeeglas greifen, das wirkt irgendwie populistisch und billig. Die Autorin hat auch diesen Nebenplot einfach mal angehängt, um die Differenz zwischen Hauptschule und Internat hervozustellen und so kurz den Unterschied im deutschen Bildungssystem anzukratzen und das war mir eben einfach zu wenig.
Was bleibt noch zu sagen?
Ich fand den Schluss/die Auflösung auch nicht so gelungen. Es gab ein paar Schocker, aber an sich fand ich die letzte Szene der Auseinandersetzung auch nicht wirklich glaubhaft, aber nun gut, es ist ein Kriminalroman, da bin ich einiges gewohnt.
Auch kann ich das Handeln des Protagoniste manchmal nicht zu 100% nachvollziehen. Vorallem nicht, als er einfach mal wichtiges Beweismaterial in einem Mordfall einfach einsteckt und mitnimmt. Immerhin ist Vernau nur Anwalt und kein Polizist.
Der Schreibstil von Frau Herrmann ist gut, ich mochte ihn. Allerdings hat sie eine Angewohnheit, die mich ziemlich schnell auf die Palme gebracht hat. Immer - und damit meine ich bis wirklich kurz vor Schluss - benutzt sie das Stilmittel der Unterbrechung, um Geheimnisse aufrecht zu erhalten.
Immer wenn die Figuren sich über die schwarze Königin unterhalten kommt irgendwann der Punkt, an dem der Leser fast etwas neues erfährt, aber immer genau DANN in diesem Augenblick, bricht die Autorin ab. Entweder bricht eine Person das Gespräch plötzlich ab, oder kurz vor Auflösung wird ein Schatten im Garten entdeckt und alles ist in Aufruhr, oder es wird etwas fallengelassen und mit "aber lassen wir das ..." abgetan oder der Prota hakt nicht nach. Und ja, das hat mich auf die Palme gebracht. So etwas kann man am Anfang machen, aber sollte es nicht bis fast zum Ende des Buches durchziehen, das ist schlechter Stil. Weil es erweckt bei mir den Eindruck, dass die Autorin ihr Geheimnis nur verschleiern kann, indem sie dem Leser die Infos einfach vornenthält und das ist irgendwie nicht das gelbe von Ei.
Fazit:
Die siebte Stunde hatte gute und schlechte Seiten.
Der Plot rund um die schwarze Königin fand ich grandios, aber die Nebenplots haben meine Nerven über gebühr strapaziert. Ich mochte keinen der Sub-Plots und die vielen Klischees, zu denen die Autorin greift, haben das Buch irgendwie schlechter gemacht, als es ist.
3.5/5 Sternen