
Preis:€ 14,99 [D]
Seitenanzahl: 350
Reihe: Band 1 der Detectiv William Fawkes Reihe
Verlag: Ullstein
Meine Wertung: ✰✰
Inhalt
Der umstrittene Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, ist nach seiner Suspendierung wieder im Dienst bei der Londoner Polizei. Wolf ist einer der besten Mordermittler weit und breit. Er dachte eigentlich, er hätte schon alles gesehen. Bis er zu einem grausigen Fund gerufen wird. Sechs Körperteile von sechs Opfern sind zusammengenäht zu einer Art Flickenpuppe, einer »Ragdoll«. Gleichzeitig erhält Wolfs Exfrau eine Liste, auf der sechs weitere Morde mit genauem Todeszeitpunkt angekündigt werden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, doch der Ragdoll-Mörder ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Und der letzte Name auf der Liste lautet: Detective William Oliver Layton-Fawkes ...
Meinung
Das hier wird keine einfache Besprechung, denn ein so gehyptes Buch nicht zu mögen, ist nie eine einfache Geschichte. Aber so what, es kann nicht jedem alles gefallen, richtig?
Wer diesen Blog kennt der weiß, ich mag Thriller. Ich mag sie blutig, düster, voll mit kaputten Typen. Und hey, Ragdoll schlägt eigentlich komplett in diese Kerbe. Ich meine, lest euch den Klappentext durch, schaut euch das Cover an und sagt mir: Habt ihr nicht total Lust auf diesen heißen Scheiß? Ich dachte immer her damit und ja das Buch fängt auch super an, bis es dann genauso schnell aufhört super zu sein.
Für mich persönlich sind Charaktere IMMER das wichtigste an einem Buch. Denn, seien wir mal ehrlich, Wolf ist nicht der erste Detective in London und auch nicht der letzte. Und Serienmörder finden wir, wenn wir die Krimiregale in den Buchhandlungen ablaufen, en masse. Also braucht ein Buch für mich Charaktere die herausstechen. Das müssen keine Helden, keine Saubermänner, keine guten Menschen sein. Ich brauch aber Typen, mit denen ich arbeiten, mit denen ich mitfiebern und mitleiden kann. Und das hat Ragdoll einfach nicht geschafft.
Ich kam mit Wolf nicht klar. Gleich nach dem Prolog (der aus der Sicht einer Frau erzählt wird) merkte ich schon, dass da etwas zwischen mir und Wolf im
Argen liegt. Ich hab ungefähr 50 Jubelrezensionen darüber gelesen, wie toll er nicht ist und was für einen "besonderen Humor" der Autor nicht hat. Und ganz ehrlich? Entweder die 50 Leute haben ein anderes Buch gelesen oder etwas stimmt mit meiner Definition von Humor nicht.
Argen liegt. Ich hab ungefähr 50 Jubelrezensionen darüber gelesen, wie toll er nicht ist und was für einen "besonderen Humor" der Autor nicht hat. Und ganz ehrlich? Entweder die 50 Leute haben ein anderes Buch gelesen oder etwas stimmt mit meiner Definition von Humor nicht.
Wolf ist das Paradebeispiel eines Bullen. Seine Ehe ist kaputt, seine Karriere hat einen üblen Knick. Der Autor arbeitet einfach alle gängigen Klischees ab, die man so kennt. Aber nicht nur das. Wolf ist auch einer von den Bullen, die sich nicht an Regeln oder Gesetze halten. Verdächtige in der Zelle zusammenschlagen und ihnen Gliedmaßen brechen? Okay ... let´s do it. Einfach im Alleingang ermitteln und den Kollegen nix sagen. Klingt nach den tollen Idee. Ich steh auf einer Todesliste? Who cares?
Auf der anderen Seite, ist Wolf aber auch ein kleines Kind, dass es irgendwie in den Körper eines Mannes um die 40 geschafft hat. Und diese Diskrepanz macht mich wahnsinnig! Wie gesagt, vielleicht schnall ich auch den "speziellen" und "eigenen" Humor der Figuren nicht, aber ich kann - im Gegensatz zu anderen Lesern - nicht herzlich auflachen, wenn der ermittelnde Polizeibeamte "good vibrations"von Beach Boys laufen lässt, dazu fett abtanzt, während er Fotos von zerstückelten Leichen an eine Flipchart hängt.
Bitte, klärt mich auf, was daran witzig ist!
Auch Wolfs Kollegen Baxter und Edmunds sind gängige Cop-Klischees.
Baxter als toughes Weibsstück, dass natürlich in den falschen Kerl verknallt ist und die Portion harte Schale, weicher Kern zur Besetzung hinzusteuer.
Edmunds, als der Neue/Frischling, der viel zu gut, für überhaupt irgendwen ist, und den man eigentlich in eine Decke einschlagen und aus diesem Trümmerfeld von Polizeistation tragen will, wie eine Babykatze.
Ja, Edmunds war der einzige, für den ich irgendwie Sympathie aufbringen konnte. Ich wollte ihm die ganze Zeit Gandalfmäßig "FLIEH! DU NARR!" zurufen.
Um nochmal auf dem "speziellen Humor" des Autors zurückzukommen. Ich weiß, dass ist natürlich Geschmackssache. Ich liebe ja englischen Humor (der auch mal unter die Gürtellinie geht) und spreche fließend Sarkastisch. Allerdings hat mir Daniel Coles Humor hier so richtig die Stimmung im Buch verhagelt. Wie gesagt, ich konnte nichts lustiges daran finden. Es hat IMHO die Szenen fast ins slapstickartige verzerrt und ihnen die "Ernsthaftigkeit" genommen, die kurz davor noch geherrscht hat. Manch einer mag so etwas innovativ oder ja von mir aus auch lustig finden, mich hat es irritiert.
Ein Beispiel hierzu (winzige Spoiler):
Die Ragdoll wurde gefunden. Sechs Menschen sind tot und Teile davon wurden brutal zur Schau gestellt. Jetzt ist eine zweite Liste mit Namen aufgetaucht. Das erste Ziel, der aktuelle Bürgermeister Londons. Der wird auch gleich ins Revier zitiert und Wolf soll ihn, zusammen mit einem bewaffneten Kollegen, aus der Tiefgarage abholen. Als das Trio aus dem Treppenhaus in die Eingangshalle kommt, rennt ein Typ mit einer Papiertüte auf Wolf zu und ruft seinen Namen.
Sofort ist Alarm. "RUNTER AUF DEN BODEN!" Gewehr im Anschlag! "WAS IST IN DER TÜTE!11!!!?"
Die Antwort: Ein Schinken-Käse-Sandwich, dass Wolf sofort grinsend "konfisziert" und danach wegmampft.
Again: WAS ist daran witzig? Ich schnall das wirklich nicht.
Nach dieser Stelle dachte ich zum ersten Mal ernsthaft daran, das Buch beiseite zu legen. Einfach weil es nicht zusammenpasste. Auf der einen Seite, die teilweise sehr plastisch und drastisch geschilderte Gewalt, mit der der Ragdoll Killer seine Opfer auf erschreckend kreative Weise aus dem Leben befördert. Auf der anderen Seite Szenen wie diese. Ich mag keine witzigen Bücher. Ich mag auch keine gewollt witzigen Szenen in Büchern. Das beides in Kombination war einfach ein Dealbreaker für mich.
Wenn ich jetzt mal die Figuren und den eigenwilligen Humor beiseite lasse, dann war bleibt noch der eigentliche Plot. Daniel Cole hatte eine gute Ausgangssituation (wenngleich mich das bizarre daran an die Serie Hanibal erinnert hat und Wolfs rothaarige Journalisten-Exfrau tat das übrige) und hat daraus eine Tour de Force gemacht. Er hat natürliche eine Menge falscher Fährten eingebaut, eine Menge Action und ja er beseitigt Opfer sehr fantasievoll, allerdings sind mir auch einige Plotholes aufgefallen, die einfach nicht erklärt werden, und die man als Leser eben hinnehmen muss.
Ich weiß, dass das bei vielen Thrillern so ist und dass das Genre gern zu Übertreibung neigt, trotzdem stört mich persönlich so etwas immer. Weil ich lese solche Bücher über Gewalt ja nicht um der Gewalt willen. Nicht weil es mir irgendwie Freude bereitet, Menschen zerstückelt und wieder zusammengenäht, verbrannt oder sonstwie abgeschlachtet zu sehen. Es geht mir um das Katz und Maus Spiel zwischene einem hochinteligenten Täter mit einem Plan, und dem Mann oder der Frau die ihn/oder sie jagt. Und ja, da erwarte ich eine einigermaßen Runde Sache und ja, ich bin hier extra kritisch, weil ich mich ja nicht auf die tollen Figuren stürzen kann, die manchmal einen hanebüchenen Plot noch retten können.
Ragdoll wird gerade gehypt und ganz im Ernst, ich kann es (mal wieder) nicht nachvollziehen.
Falls ihr das Buch toll fandet "Freut mich für euch" aber ich bitte euch, darum mich in den Kommentaren nicht zu schlachten :)
Um nochmal auf dem "speziellen Humor" des Autors zurückzukommen. Ich weiß, dass ist natürlich Geschmackssache. Ich liebe ja englischen Humor (der auch mal unter die Gürtellinie geht) und spreche fließend Sarkastisch. Allerdings hat mir Daniel Coles Humor hier so richtig die Stimmung im Buch verhagelt. Wie gesagt, ich konnte nichts lustiges daran finden. Es hat IMHO die Szenen fast ins slapstickartige verzerrt und ihnen die "Ernsthaftigkeit" genommen, die kurz davor noch geherrscht hat. Manch einer mag so etwas innovativ oder ja von mir aus auch lustig finden, mich hat es irritiert.
Ein Beispiel hierzu (winzige Spoiler):
Die Ragdoll wurde gefunden. Sechs Menschen sind tot und Teile davon wurden brutal zur Schau gestellt. Jetzt ist eine zweite Liste mit Namen aufgetaucht. Das erste Ziel, der aktuelle Bürgermeister Londons. Der wird auch gleich ins Revier zitiert und Wolf soll ihn, zusammen mit einem bewaffneten Kollegen, aus der Tiefgarage abholen. Als das Trio aus dem Treppenhaus in die Eingangshalle kommt, rennt ein Typ mit einer Papiertüte auf Wolf zu und ruft seinen Namen.
Sofort ist Alarm. "RUNTER AUF DEN BODEN!" Gewehr im Anschlag! "WAS IST IN DER TÜTE!11!!!?"
Die Antwort: Ein Schinken-Käse-Sandwich, dass Wolf sofort grinsend "konfisziert" und danach wegmampft.
Again: WAS ist daran witzig? Ich schnall das wirklich nicht.
Nach dieser Stelle dachte ich zum ersten Mal ernsthaft daran, das Buch beiseite zu legen. Einfach weil es nicht zusammenpasste. Auf der einen Seite, die teilweise sehr plastisch und drastisch geschilderte Gewalt, mit der der Ragdoll Killer seine Opfer auf erschreckend kreative Weise aus dem Leben befördert. Auf der anderen Seite Szenen wie diese. Ich mag keine witzigen Bücher. Ich mag auch keine gewollt witzigen Szenen in Büchern. Das beides in Kombination war einfach ein Dealbreaker für mich.
Wenn ich jetzt mal die Figuren und den eigenwilligen Humor beiseite lasse, dann war bleibt noch der eigentliche Plot. Daniel Cole hatte eine gute Ausgangssituation (wenngleich mich das bizarre daran an die Serie Hanibal erinnert hat und Wolfs rothaarige Journalisten-Exfrau tat das übrige) und hat daraus eine Tour de Force gemacht. Er hat natürliche eine Menge falscher Fährten eingebaut, eine Menge Action und ja er beseitigt Opfer sehr fantasievoll, allerdings sind mir auch einige Plotholes aufgefallen, die einfach nicht erklärt werden, und die man als Leser eben hinnehmen muss.
Ich weiß, dass das bei vielen Thrillern so ist und dass das Genre gern zu Übertreibung neigt, trotzdem stört mich persönlich so etwas immer. Weil ich lese solche Bücher über Gewalt ja nicht um der Gewalt willen. Nicht weil es mir irgendwie Freude bereitet, Menschen zerstückelt und wieder zusammengenäht, verbrannt oder sonstwie abgeschlachtet zu sehen. Es geht mir um das Katz und Maus Spiel zwischene einem hochinteligenten Täter mit einem Plan, und dem Mann oder der Frau die ihn/oder sie jagt. Und ja, da erwarte ich eine einigermaßen Runde Sache und ja, ich bin hier extra kritisch, weil ich mich ja nicht auf die tollen Figuren stürzen kann, die manchmal einen hanebüchenen Plot noch retten können.
Ragdoll wird gerade gehypt und ganz im Ernst, ich kann es (mal wieder) nicht nachvollziehen.
Falls ihr das Buch toll fandet "Freut mich für euch" aber ich bitte euch, darum mich in den Kommentaren nicht zu schlachten :)