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[Rezension] Wintersong

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Preis:€ 5,99 ebook [D]

Seitenanzahl: 456

Reihe: Band 1

Verlag: Dunne Books

Meine Wertung: ✰✰✩✩




Inhalt:

All her life, Liesl has heard tales of the beautiful, dangerous Goblin King. They’ve enraptured her mind, her spirit, and inspired her musical compositions. Now eighteen and helping to run her family’s inn, Liesl can’t help but feel that her musical dreams and childhood fantasies are slipping away.
But when her own sister is taken by the Goblin King, Liesl has no choice but to journey to the Underground to save her. Drawn to the strange, captivating world she finds—and the mysterious man who rules it—she soon faces an impossible decision. And with time and the old laws working against her, Liesl must discover who she truly is before her fate is sealed.

Meinung: 




Wintersong ist eins von diesen unmögichen, magischen Büchern. Ich wäre nie im Leben darauf gekommen es mir zu kaufen, ich hätte nicht einmal die Inhaltsangabe gelesen. Denn Schneekugeln und Rosen auf dem Cover? Und dann eine Märchenadaption. Alles nicht meins.
Ich gebe zu, ich war ein bisschen enttäuscht als ich das Buch aus meiner Februar Illumicrate Buchbox gefischt habe.
Boah nicht schon wieder SO EIN Buch. Und dann stand es im Regal und sah mich vorwurfsvoll an.
Vor zwei Wochen hatte ich dann die Schnauze voll und dachte mir: "Versuch es, wenn es mies ist, kannst du es verschenken."

Überraschung. So mies war es nicht.
Im Kern ist Wintersong ein richtig gutes Buch, auch wenn es - für mich - viele der typischen YA-Klischees bedient, mit denen ich nie warm werde.

Im Grunde genommen ist Wintersong eine Mischung aus dem Film Labyrinth mit David Bowie, Phantom der Oper und die Schöne und das Biest.
Es geht um Elisabeth - Liesl - das älteste von drei Kindern. Sie hat eine jüngere, sehr viel schönere Schwester, Käthe und einen jüngeren Bruder, der von allen als der nächste Mozart gefeiert wird. Liesl und ihre Talente, fallen irgendwie unter den Tisch. Denn sie ist ein Mädchen, und die haben im beginnenden 19. Jahrhundert leider nichts zu melden.

Liesls Großmutter warnt die Mädchen immer vor dem Erlkönig, der jetzt, zu Beginn des Winters wieder auf Brautschau ist. Liesl - die zwar eine Vergangenheit mit dem Goblin King hat, dies aber eher als Fantasie ihrer Kindheit abtut - glaubt nicht an das Geschwätz ihrer Großmutter (obwohl sie es gern würde), bis sie Mitten im Schlamassel steckt und der Erlkönig ihre schöne Schwester raubt. Liesl fasst den Plan Käthe zu retten, und merkt nicht, dass sie dem Erlkönig so genau in die Karten spielt, bis es für sie beide so gut wie zu spät ist.

Wie gesagt, das Buch hatte viel schönes. Es geht viel um klassische Musik (was ich mag), es geht um Leidenschaft, es geht um Besessenheit von etwas (Musik) und um Hingabe. Es geht um ein Mädchen, dass viel Talent hat, es aber aus allen möglichen Gründen zurückhält, bis es merkt, dass genau dieses Talent der Schlüssel zu allem ist.
Das fand ich gut.
Toll fand ich auch, dass die Autorin keinen supertollen Schauplatz gewählt hat, wie London, Paris, oder die Highlands, sondern die stinklangweilige bayerische Provinz.
Auch, dass die Menschen der Magie der alten Welt machtlos gegenüberstehen, war erfrischend. Keine Jägergilden, keine Monsterkillerei. Einfach nur schöne, oldschool Überforderung.

Der  Erlkönig ist eine Figur, die ihr lieben werdet, sobald er den Mund zum ersten mal aufmacht. Er ist großartig, tragisch, flamboyant, durchtrieben, hinterlistig, unwiderstehlich. Natürlich umgibt ihn ein dunkles Geheimnis und ihr werdet es lieben dahinter zu kommen.

Liesl ist - im Kern - eine gute Figure. Sie macht eine echte Entwicklung durch, auch wenn die Autorin es hier und da für mich etwas übertreibt. 

Kommen wir jetzt zur Kritik.
Wintersong ist YA und reitet auf den klassischen Klischees, bis ganz zum Schluss. Liesl lässt uns gleich zu Beginn wissen, dass sie nicht so schön ist, wie ihrer Schwester. Sie ist "plain" und "simple", "akward" und "ugly" und sie steht im Schatten von Käthes blondem, blauäugigen Superkörper. Und Liesl hört nicht damit auf, immer wieder darauf herumzureiten, sich immer wieder kleinzureden. Sei es wegen ihres Körpers, ihres Aussehens oder wegen ihrem Talent. Nichts ist gut genug.
Ich weiß ja, dass die Autorin diesen Umstand nutzt, diese coming-of-Age-Story aufzubauen und Liesl eine Entwicklung zu geben, aber sorry ich bin genervt von diesem Klischee der "ich bin nicht hübsch genug"-Heldin.

Vorallem, weil - typisch YA-Mary-Sue - alle Typen eh auf sie stehen. Sei es Hans - der Verlobte ihrer Schwester - oder der verfluchte Erlkönig. Im Grunde genommen fliegt jeder auf sie, was dieses ganze Gejammere nur noch unglaubwürdiger macht.

Okay und jetzt noch ein Punkt, denn ich einfach ansprechen muss.
Kann sein, dass es ein Spoiler ist, aber obwohl, oben steht ja eh schon, dass sie den Goblin King ehelicht und wir alle wissen, was dazu gehört, wenn Mann und Frau im 19. Jahrhundert heiraten, nicht wahr?

Der Vollzug der Ehe.
 Erstens: Für ein Jugendbuch sind ein paar schön exliziete Szenen mit dabei.
Zweitens: Ich hatte noch NIE eine Protagonistin, die es scheinbar so nötig gehabt hat, defloriert zu werden, wie Liesl. Und ich lese Erotik und viel davon, aber sowas ist mir noch nicht untergekommen. Der Erlkönig (der arme kaputte Kerl hat so viel eigene Probleme, dass ihr alle total auf ihn abfahren werdet) versucht ein Gentleman zu sein, und Liesl nicht zu drängen, weil er natürlich ein schreckliches dunkles Geheimnis hat. Aber Liesl ist so rollig, das glaubt ihr nicht. Als er sie zurückweißt, geht sie total steil und schmollt einige Kapitel lang herum, warum zum Teufel er ihr Döschen nicht aufmacht.
Irgendwann hab ich das Buch, den Erlkönig, Liesl, die Autorin und den Kosmos angeschrien "TU UNS ALLEN DEN GEFALLEN UND SCHLAF ENDLICH MIT IHR!"<<= jugendfreie Version meines Ausbruchs.
Ich wollte nur noch, dass es aufhört und Liesl endlich durch damit ist, ihn im betrunkenen Zustand zu bespringen. Es war zum Fremdschämen. Hätte nie geglaubt mal Mitleid mit dem verdammten Erlkönig zu haben.

Als es dann tatsächlich passiert (wieder sehr expliziet) ist es so wild und animalisch, dass ich mir immer noch nicht sicher bin, ob es komplett einvernehmlich war.  Sie liegt nachher in einem Pool von Blut, er weint und schläft in Embryostellung ein. Es war alles so so so so seltsam und irgendwie ungesund und zwar für beide.

Natürlich ist ihre Beziehung von Anfang an alles andere als gesund und alles löst sich gegen Ende auf. Und ja, es war tragisch und magisch und musisch und das alles, aber irgendwie ist da eine Stimme die mir sagt, dass ich das alles nicht so toll finden sollte.


 ***
Fazit:

Wenn ihr Märchen mögt, den Film Labyrinth mitsprechen könnte, Phantom der Oper irgendwie toll findet und ein Buch haben wollt, dass voller Magie und Musik ist, dann ist Wintersong perfekt für euch.

Leider bedient es einige der gängigen Klischees und Liesls Libido war mir ab und zu .. unheimlich.


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